Wer sich mit Aktien und Vermögensaufbau beschäftigt, stösst irgendwann auf den Namen Warren Buffett. Der 91-Jährige gilt als der grösste Investor unserer Zeit. Aufgrund seines Erfolges ist er in der Finanzbranche sehr angesehen und erhielt von den Medien den Spitznamen das «Orakel von Omaha». Doch was macht Warren Buffett so erfolgreich? Und welche Anlagestrategie verfolgt er?
Wer ist Warren Buffett?
Warren Buffett wurde 1930 als zweites Kind des späteren Kongressabgeordneten Howard Buffett und seiner Frau Leila in Omaha, Nebraska, geboren. Er zeigte bereits sehr früh Interesse an Geschäften und Investitionen. Schon als Kind hatte er zahlreiche Geschäftsideen: unter anderem verkaufte er Kaugummi, Coca-Cola-Flachen und Wochenzeitschriften von Tür zu Tür. Im Alter von gerade einmal 11 Jahren kaufte er seine ersten Aktien und mit 14 Jahren eine 16 ha grosse Farm in Omaha, die er verpachtete.
Er selbst hätte gerne das College übersprungen und wäre direkt ins Geschäftsleben eingestiegen. Auf Wunsch seines Vaters studierte er jedoch: Zunächst an der Wharton School der University of Pennsylvania, dann machte er mit 19 Jahren seinen Bachelor in Business Administration an der University of Nebraska, bevor er an die Columbia University wechselte.
Dort lernte er bei dem berühmten Wirtschaftswissenschaftler und Investor Benjamin Graham alles über Fundamentalanalyse und Value Investing – beides Strategien, die er noch heute verfolgt. 1951 machte er seinen Master of Science in Wirtschaftswissenschaften.
Nach dem Studium wollte Warren Buffett an der Wall Street arbeiten, wovon ihm sowohl sein Vater als auch Benjamin Graham abrieten. Stattdessen arbeitete er für eine Weile für Graham, heiratete und gründete mit seiner Frau Susan eine Familie.
Nachdem sich Graham ins Privatleben zurückzog, starte Buffett seine eigenen Partnerschaften. Auch seine Familie und Verwandte investierten in diese. 1962 fügte er all seine Partnerschaften zu einer zusammen und begann in die Textilfabrik Berkshire Hathaway zu investieren, die er 1965 schliesslich übernahm. Noch heute ist Buffett CEO von Berkshire Hathaway.
Was ist Berkshire Hathaway?
1965 übernahm Waren Buffet das Textilunternehmen Berkshire Hathaway, das er zu einer Holding-Gesellschaft mit über 80 Einzelunternehmen ausbaute. Diese sind unter anderem in den Bereichen Versicherung, Schienengüterverkehr, Energieversorgung, Finanzdienstleistungen, produzierendes Gewerbe sowie Groß- und Einzelhandel aktiv. 1978 stiess sein Freund und Geschäftspartner Charlie Munger als stellvertretender Vorsitzender dazu. Inzwischen hat das Unternehmen einen Wert von über 700 Mrd. US-Dollar.
Die Aktie von Bershire Hathaway gilt als eine der begehrtesten der Welt. Wer sie erwerben möchte, sollte jedoch über das nötige Kleingeld verfügen. Die Berkshire Hathaway Aktie stieg im März 2022 auf einen Wert von über einer halben Million US-Dollar (539.180 US-Dollar). Sie ist die teuerste Aktie der Welt und entsprechend alles andere als ein Schnäppchen.
Was macht Warren Buffett so besonders?
Warren Buffet hat aus dem Nichts ein Vermögen von 113 Mrd. US-Dollar aufgebaut – und das in erster Linie durch clevere Investments. Trotz seines immensen Vermögens ist er ein genügsamer und Mensch. Er lebt in einem vergleichsweise bescheidenen Haus in einer gutbürgerlichen Nachbarshaft von Omaha, Nebraska. Das Haus hat er bereits 1957 für sich und seine Familie erworben. Ein Luxus-Apartment in New York oder einer Villa in Los Angeles sucht man bei ihm vergebens.
Warren Buffett ist ein Philanthrop, der sich verpflichtet hat, 99 Prozent seines Vermögens wohltätigen Zwecken zu spenden. Gemeinsam mit Bill Gates gründete er 2010 die Kampagne „The Giving Pledge“, die besonders wohlhabende Menschen dazu animiert, mindestens die Hälfte ihres Vermögens für das Gemeinwohl zu spenden.
Von seinen Fans wird Warren Buffett schon fast wie ein Rockstar gefeiert. Die jährliche Hauptversammlung, an der bis zu 40.000 Aktionäre (vor Corona) teilnehmen, wird entsprechend auch «Woodstock der Kapitalisten» genannt.
Welche Anlagestrategie verfolgt Warren Buffett?
Der Kern von Warren Buffetts Anlagestrategie ist das Value-Investing (Deutsch: Faktorbasiertes Investieren), also der Kauf von unterbewerteten Aktien. Diese Strategie basiert auf empirischen Daten wie Aktienkursen, Finanzinformationen und Firmenberichten, nicht jedoch auf Spekulationen oder Analystenmeinungen.
Er kauft nichts, was er nicht kennt, setzt auf qualitativ hochwertige Unternehmen und Dividendenwerte und hat immer die langfristige Entwicklung im Auge. Vom Auf und Ab des Marktes lässt er sich dabei nicht irritieren. Im Gegenteil: Er kauft gerade in Krisenzeiten (also gegen den Trend) und hält die Aktien dann „für immer“. Menschen, die Kursschwankungen nicht ertragen, rät er lieber nicht in Aktien zu investieren.
Interessant ist, dass Warren Buffett sich gegen eine Diversifizierung des Aktienportfolios ausspricht. Die meisten Analysten raten zu einer Diversifizierung, da man so das Risiko minimieren kann. Bricht eine Branche ein, gleichen dies in der Regel die Unternehmen anderer Branchen im Portfolio wieder aus. Seiner Meinung nach ist diese Strategie nur für diejenigen gedacht, die sich nicht auskennen: „Diversifizieren ist ein Schutz gegen Unwissen. Es macht wenig Sinn für diejenigen, die Bescheid wissen.“
Welche Aktien hat Warren Buffet im Portfolio?
Obwohl sein Unternehmen an fast vier duzend Wertpapieren beteiligt ist, investiert Warren Buffett vor allem in fünf Aktien: Apple, Bank of America, American Express, Coca-Cola und natürlich Berkshire Hathaway. Doch was macht diese fünf Unternehmen für Warren Buffett als langfristige Anlage so interessant?
1. Apple: Apple-Aktien machen fast 30% des Berkshire Hathaway Portfolios aus (Stand: April 2044). Warren Buffett schätzt an Apple vor allem, den sehr loyalen Kundenstamm, die hohen Gewinne und die starke Marke, die zu den bekanntesten weltweit zählt. Zudem treibt das Unternehmen die Förderung von Abonnentendiensten voran. Dadurch sollten Umsatzeinbussen durch Produktzyklen verringert und die Marge weiter gesteigert werden.
Und natürlich ist da noch die hohe Dividende, die Apple an seine Aktionäre ausschüttet. Wie wir wissen, liebt Warren Buffet gute Dividendenaktien. Allein mit Dividendeneinnahmen generiert Berkshire Hathaway fast 800 Mio. US-Dollar im Jahr. Hinzu kommt die Rendite durch steigende Aktienkurse, die dem Unternehmen bisher einen Gewinn von über 100 Mrd. US-Dollar eingebracht hat.
2. Bank of Amerika: Mit 11% ist die Bank of America der zweitgrösste Posten im Portfolio von Berkshire Hathaway (Stand April 2022). Warren Buffett ist ein grosser Fan von Bankaktien, wahrscheinlich weil Banken stark zyklische Unternehmen sind. Zwar besteht das Risiko von Rezensionen, aber diese dauern in der Regel nur einige Monate oder Quartale an. Danach folgt meist ein grösserer Aufschwung, was langfristig zu guten Renditen führAuch die aktuell hohe Inflation spielt der Bank of America in die Hände. Dadurch, dass die US-Notenbank versucht, die Inflation durch Zinserhöhungen einzudämmen, dürfte die Bank of America in den kommenden Monaten mehrere Milliarden US-Dollar an zusätzlichen Nettozinserträgen einnehmen.
3. Berkshire Hathaway: Das dritte Unternehmen ist sein eigenes. Seit 2018 hat Warren Buffett Aktien von Berkshire Hathaway im Wert von 58 Mrd. US-Dollar zurückgekauft. Da weniger Aktien im Umlauf sind, kann man von einem Gewinnanstieg pro Aktie ausgehen, was diese bei Investoren noch attraktiver macht. Wenn man bedenkt, dass die Berskhire Hathaway Aktie (Klasse A) seit 1965 jährlich eine Rendite von durchschnittlich 20,1% erzielt hat, ist dies sicher ein kluger Schachzug von Warren Buffett.
4. American Express: Das Kreditkartenunternehmen American Express macht 7,5% im Portfolio aus. Da der Online-Handel weltweit boomt und auch über die nächsten Jahre und Jahrzehnte weiter florieren wird, sind Kreditkartenunternehmen generell eine gute Investition.
5. Coca-Cola: Natürlich darf auch Coca-Cola nicht fehlen. Der Konsumgüter-Gigant macht 7,2% im Portfolio aus. Bereits 1989 investierte Warren Buffet in das Unternehmen, das zu den sechs wertvollsten Marken der Welt zählt. Coca-Cola steht nicht nur für Stabilität, sondern zahlt auch jährliche hohe Renditen an seine Aktionäre aus.
Weitere relevante Aktien im Portfolio von Warren Buffet sind: Kraft Heinz, General Motors, Chevron, der Einzelhandelsriese Kroger, das Software-Unternehmen VeriSign, DaVita HealthCare Partners, die Bank of New York Mellon, die U.S. Bancorp, der Kommunikationsriese Verizon, der Finanzanalyst Moody´s und Charter Communications.
Im ersten Quartal 2022 überraschte Warren Buffet seine Aktionäre und die Finanzmedien weltweit, indem er nach längerer Pause wieder im grossen Stil Aktien einkaufte. Er nutzte die durch die weltweiten Krisen schwächelnden Börsenwerte und investierte in den Versicherungskonzern Alleghany, den Ölkonzern Chevron und den Computer-Konzern HP. HP reiht sich damit auf Platz 12 in seinem Portfolio ein und Chevron verdrängt dadurch Coca-Cola von Rang fünf.